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NameFGF8-Gen
SynonymeFibroblast growth factor 8; Kallmann-Syndrom, hypogonadotroper Hypogonadismus mit oder ohne Anosmie (HH6), OMIM: 600483; 308700; 612702
GruppeMolekulargenetik
MaterialEDTA-Blut
MethodeDNA-Sequenzierung, NGS
Messgenauigkeit Sensitivität für Nachweis pathogener Varianten >98%
Präanalytik Aufklärung nach Gendiagnostikgesetz
Transport Postversand möglich
Indikation Die isolierte GnRH Defizienz (IGD) wird typischerweise bei Jugendlichen mit fehlender oder teilweiser Pubertät unter Verwendung biochemischer Tests diagnostiziert, die ein niedriges Serumtestosteron oder Östradiol (Hypogonadismus) anzeigen. Bei normaler Hypophysenvorderlappenanatomie und -funktion und in Abwe-senheit von sekundären Ursachen von hypogonadotropem Hypogonadismus (HH), kann auf eine komplette oder partielle Abwesenheit der GnRH-vermittelten Freisetzung von LH und FSH geschlossen werden (IGD). Kommt eine Störung des Geruchssinns hinzu, ist die Verdachtsdiagnose Kallmann-Syndrom zu stellen. Mindestens 41 Mutationen sind im FGF8 Genbeschrieben, jedoch lösen nur knapp die Hälfte IGD bzw. Kallmann-Syndrom aus. Es ist für bis zu 2% der Fälle verantwortlich. Pathogene Varianten in mehr als 25 Genen ma-chen etwa die Hälfte aller IGD aus. Die genetische Ursache für die verbleibenden Fälle von IGD ist unbekannt.
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Beschreibung Funktion: Das FGF8-Gen (OMIM *600483) den Fibroblasten-Wachstumsfaktor 8 (FGF8). Dieses Protein gehört zur Familie der Fibroblasten-Wachstumsfaktoren, einer Genfamilie mit mehr als 20 Mitgliedern, die auf Proteinebene eine Homologie von 35-50% aufweisen. Sie gehören zu den einkettigen Signalproteinen, die wichtige und potente Regulatoren des Zellwachstums und der Differenzierung von Zellen darstellen. Viele dieser Wachstumsfaktoren spielen eine Schlüsselrolle bei der embryonalen Entwicklung. FGF8 bindet an den Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor 1 (FGFR1), der auf der Zelloberfläche von Zielzellen des FGF8 lokalisiert ist. Durch Bindung des FGF8 wird die Tyrosinkinasedomäne des Rezeptors aktiviert und eine Kas-kade von nachgeschalteten Signalen in Gang gesetzt. Die von FGF8 und FGFR1 ausgelösten Signale spielen vor der Geburt eine entscheidende Rolle bei der Bildung, dem Überleben und der Migration bestimmter Neuronen im Gehirn. Insbesondere ist diese Signalübertragung für Neuronen, die das Hormon Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) produzieren, essentiell. GnRH steuert die Produktion von mehreren anderen Hormonen, die die sexuelle Entwicklung vor der Geburt und während der Pubertät steuern. Diese Hormone sind wichtig für die normale Funktion der Eierstöcke bei Frauen und der Hoden bei Männern. FGF8 und FGFR1 spielen auch eine Rolle in einer Gruppe von Nervenzellen, die für die Geruchswahrnehmung (olfaktorische Neuronen) zuständig sind. Diese Neuronen wandern von der sich entwickelnden Nase zu einer Struktur an der Vorderseite des Gehirns, die Riechkolben (Bulbus Olfaktorum) genannt wird. Das FGF8-Protein wird auch in anderen Teilen des sich entwickelnden Embryos gefunden, einschließlich anderer Bereiche des Gehirns und der Gliedmaßen, des Herzens, der Ohren und der Augen.
Krankheit: Mindestens 10 Mutationen im FGF8-Gen wurden bei Menschen mit dem Kallmann-Syndrom identifiziert, einer Erkrankung, die durch die Kombination von hypogonadotropem Hypogonadismus und einem gestörten Geruchssinn gekennzeichnet ist. Mutationen im FGF8-Gen sind für einen kleinen Prozentsatz aller Fälle von Kallmann-Syndrom verantwortlich. Die meisten der FGF8-Genmutationen, die das Kallmann-Syndrom verursachen, sind Missense-Mutationen, die zum Austausch einer Aminosäure im FGF8-Protein führen. Diese Mutationen reduzieren oder eliminieren die Funktion des Proteins, einschließlich seiner Fähigkeit, an den Rezeptor FGFR1 zu binden. Ein Mangel an funktionellem FGF8 verhindert die Migration und das Überleben von olfaktorischen Neuronen und GnRH-produzierenden Neuronen im sich entwickelnden Gehirn. Wenn Riechnervenzellen nicht bis zum Riechkolben reichen, wird der Geruchssinn beeinträchtigt oder fehlt. Fehlplatzierung oder vorzeitiger Verlust von GnRH-produzierenden Neuronen verhindert die Produktion von Sexualhormonen, die die normale sexuelle Entwicklung stören und eine Verzögerung oder Abwesenheit der Pubertät verursachen. Einige Menschen mit Kallmann-Syndrom, die aus FGF8 Genmutationen resultieren, weisen zusätzliche Merkmale auf, wie z. B. eine Lippen- und/oder Gaumenspalte oder eine bimanuelle Synkinesie, eine Bewegungsstörung, bei der die eine Hand von der anderen Hand gespiegelt wird. Da die Merkmale bei gleicher Mutation von Patient zu Patient unterschiedlich sind, vermuten Forscher, dass andere genetische und Umweltfaktoren beteiligt sein können. Einige betroffene Individuen haben Mutationen in einem von mehreren anderen Genen zusätzlich zu FGF8, und diese genetischen Veränderungen können zu den verschiedenen Merkmalen der Erkrankung beitragen. Die Vererbung ist autosomal dominant.

Das Gen ist Bestandteil der NGS-Panel-Untersuchung Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom.