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NameCHD7-Gen
SynonymeChromodomain helicase DNA binding protein 7; Kallmann-Syndrom, kongenitaler hypogonadotroper Hypogonadismus mit oder ohne Anosmie oder Hyposmie (HH5); OMIM: 608892; 308700; 612370
GruppeMolekulargenetik
MaterialEDTA-Blut
MethodeDNA-Sequenzierung, NGS
Messgenauigkeit Sensitivität zum Nachweis pathogener Variationen >98%
Präanalytik Aufklärung nach Gendiagnostikgesetz
Transport Postversand möglich
Indikation Die Diagnose des CHARGE-Syndroms basiert auf klinischen Befunden und der Darstellung des Schläfenbeins. CHD7 ist das einzige derzeit mit dem CHARGE-Syndrom assoziierte Gen. Wenn vier Hauptmerkmalen oder drei Haupt- und drei Nebenmerkmale vorliegen, ist die Sequenzanalyse der CHD7-codierenden Region indi-ziert und führt bei >90% der Betroffenen zu Detektion einer pathogenen Variante (Blake’s Diagnostic Crite-ria ). Deutet die Verdachtsdiagnose auf Kallmann-Syndrom ohne Hinweis auf Hauptmerkmale des CHARGE-Syndroms, beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Mutation im CHD7 Gen 5-10%. Insgesamt sind im CHD7 Gen 884 Mutationen beschrieben, wovon mehr als 750 zu Symptomen des CHARGE Syndroms führen und etwa 80 zum Kallmann-Syndrom.
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Beschreibung Funktion: Das CHD7-Gen (OMIM *608892) kodiert ein Protein der Chromodomänenfamilie (Chromatin-Organization-Modifier). Diese Familie teilt eine einzigartige Kombination funktioneller Domänen, bestehend aus zwei N-terminalen Chromodomänen, gefolgt von einer SWI2/SNF2-ähnlichen ATPase/-Helicase-Domäne und einer DNA-Bindungsdomäne. SWI/SNF-Komplexe sind in der Lage, die Position von Nukleosomen entlang der DNA zu verändern. Damit beeinflussen CHD7-Proteinkomplexe spezifisch die Chromatinstruktur und regulieren die Expression be-stimmter Gene. Diese CDH7 vermittelten Chromatin Remodelling-Effekte spielen eine wichtige Rolle bei der Embryonalentwicklung z.B. der Augen, des Innenohrs und wichtiger Strukturen des Gehirns. Im Gehirn ist das CHD7-Protein auch an der embryonalen Entwicklung von Neuronen beteiligt, aus denen der Riechkolben (Bulbus Olfaktorum) hervorgeht, der für die Wahrnehmung von Gerüchen entscheidend ist. Die Entwicklung der olfaktorischen Neuronen unterliegt ähnlichen Regulationsmechanismen wie die der GnRH-Neuronen, die aus der Neuralleiste und der embryonalen Nasalanlage hervorgehen. Dies ist der Grund dafür, dass gestörte Geruchswarnehmung und hypogonadotroper Hypogonadismus häufig zusammen auftreten.
Krankheit: Pathogene Varianten im CHD7-Gen führen zu 2 klinisch sehr komplexen Syndromen: CHARGE Syndrom und Kallmann-Syndrom. Die Symptome dieser beiden Syndrome überlappen. Ca. 750 Mutationen sind in der Literatur und den Gendatenbanken beschrieben, die zum CHARGE-Syndrom führen. Etwa 65 Mutationen sind beschrieben, die zum Kallmann-Syndrom führen. CHARGE-Syndrom ist eine Erkrankung, die viele Berei-che des Körpers betrifft. CHARGE ist eine Abkürzung für mehrere Merkmale, die bei der Erkrankung vorkommen: Kolobom (Coloboma), Herzfehler (Heart defects), Atresie choanae (auch als Choanalatresie bekannt), Wachstumsverzögerung (Growth Retardation), Genitalanomalien und Ohrenanomalien (Ear abnormalties). Das Muster der Fehlbildungen variiert zwischen Individuen mit dieser Störung. Die zahlreichen Gesundheitsprobleme können im Säuglingsalter lebensbedrohlich sein. Betroffene Personen haben meist mehrere Hauptmerkmale oder eine Kombination von Haupt- und Nebenmerkmalen. Die Hauptmerkmale sind: Lücke oder Loch in einer der Strukturen des Auges (Kolobom), abnormal kleine oder unterentwickelte Augen (Mikrophthalmie), verengte (Choanalstenose) oder vollständig blockierte Nasengänge (Choanalatresie), ab-normale Funktion bestimmter Hirnnerven mit Schluckproblemen, Gesichtslähmung, vermindertem (Hypos-mie) oder völligen fehlendem (Anosmie) Geruchssinn und einen leichten bis hochgradigen Hörverlust, Ano-malien im Mittel- und Innenohr mit Hörproblemen und ungewöhnlich geformten äußeren Ohren. Die Nebensymptome sind Herzprobleme, langsames Wachstum, verzögerte Entwicklung motorischer Fähigkeiten, Lippen- und/oder Gaumenspalte, hypogonadotroper Hypogonadismus, Mikropenis, Hodenhochstand, anormale Verbindung zwischen der Speiseröhre und der Luftröhre (tracheoösophageale Fistel), quadrati-sches Gesicht und Gesichtsasymetrie. Kallmann-Syndrom ist eine Erkrankung, die durch die Kombination von hypogonadotropem Hypogonadismus und einem gestörten Geruchssinn gekennzeichnet ist. Pathogene Varianten im CHD7 Gen machen 5 bis 10 Prozent aller Fälle des Kallmann-Syndroms aus. Viele Menschen mit durch eine CHD7-Genmutation verursachtem Kallmann-Syndrom, weisen einige der Merkmale des CHARGE-Syndroms auf, wie abnormal geformte Ohren und Hörverlust. Die Anzeichen und Symptome sind jedoch tendenziell weniger schwerwiegend. Die Vererbung ist autosomal dominant. Nach Ansicht vieler Experten ist das Kallmann-Syndrom, das aus einer CHD7-Genmutation resultiert, tatsächlich eine milde Form des CHARGE-Syndroms. Die meisten der CHD7-Genmutationen, die das Kallmann-Syndrom verursachen, verändern einzelne Proteinbausteine (Aminosäuren) im CHD7-Protein. Studien deuten darauf hin, dass diese Mutationen weniger schwerwiegende Auswirkungen auf die Proteinfunktion haben als solche, die das CHARGE-Syndrom verursachen. Das veränderte Eiweiß beeinflusst die Entwicklung des Riechkolbens, der den Geruchssinn beeinträchtigt und die Entwicklung der GnRH-Neuronen, wodurch Störungen der sexuellen Entwicklung entstehen.

Das Gen ist Bestandteil der NGS-Panel-Untersuchung Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom.