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NameKISS1-Gen
SynonymeKiSS-1 metastasis suppressor; Kallmann-Syndrom, hypogonadotroper Hypogonadismus mit oder ohne Anosmie (HH13); OMIM: 603286; 308700; 614842
GruppeMolekulargenetik
MaterialEDTA-Blut
MethodeDNA-Sequenzierung, NGS
Messgenauigkeit Sensitivität für Nachweis pathogener Varianten >98%
Präanalytik Aufklärung nach Gendiagnostikgesetz
Transport Postversand möglich
Indikation Die isolierte GnRH Defizienz (IGD) wird typischerweise bei Jugendlichen mit ausbleibender oder inkompletter Pubertät unter Verwendung biochemischer Tests diagnostiziert, die ein niedriges Serumtestosteron oder Östradiol (Hypogonadismus) anzeigen. Bei normaler Hypophysenvorderlappenanatomie und -funktion und in Abwesenheit von sekundären Ursachen von hypogonadotropem Hypogonadismus (HH), kann auf eine komplette oder partielle Abwesenheit der GnRH-vermittelten Freisetzung oder Signalübermittlung auf die gonadotropen Hypophysenzellen geschlossen werden (IGD). Mutationen in diesem Gen sind für bis zu 1,5% der Fälle verantwortlich. Bisher sind mindestens 15 eindeutig pathogene Varianten im KISS1-Gen in der medizinisch wissenschaftlichen Literatur beschrieben. Davon lösen 8 inaktivierende Mutationen Symptome des Kallmann-Syndroms aus, während mindestens 6 aktivierende Mutationen beschrieben sind, die zur zentralen vorzeitigen Pubertät (CPP) führen. Mutationen in mehr als 25 Genen machen etwa die Hälfte aller IGD aus. Die genetische Ursache für die verbleibenden Fälle von IGD ist unbekannt.
Abrechnung Preis auf Anfrage
Beschreibung Funktion: Das KISS1-Gen (OMIM *603286) kodiert das Peptidhormon Kisspeptin, das ursprünglich als Suppressorgen identifiziert wurde, das im Menschen die Metatstasierung von Haut- und Brustkrebs unterdrückt. Das kodierte Protein kann Chemotaxis und Invasion inhibieren und dadurch Metastasen von malignen Melanomen abschwächen. Studien legen eine mutmaßliche Rolle bei der Regulation von Ereignissen nach der Zellmatrixadhäsion nahe, möglicherweise unter Beteiligung der Zytoskelett-Reorganisation. Die wichtige Rolle des KISS1-Peptids für die Einsetzung der Gonadoliberin-Ausschüttung (GnRH1) zur Initiierung der Pubertät wurde erst relativ spät entdeckt. Kisspeptin-Neuronen finden sich z.B. im Nucleus arcuatus und senden von dort Ausläufer in die Hypothalamusregionen aus, in denen die GnRH-Neuronen angesiedelt sind. Kisspeptinfasern und GnRH-Neuronen stehen in enger anatomischer Beziehung. Das KISS1 Signal wird durch den membranständigen KISS1-Rezeptor (GPR54-Rezeptor) auf den GnRH-Neuronen übertragen und dadurch die Ausschüttung des Gonadoliberins getriggert. Das hypothalamische KISS1/GPR54-System ist der Schlüsselfaktor für die zentrale Regulierung der Gonadotropinachse in der Pubertät und im Erwachsenenalter.
Krankheit: Inaktivierende Mutationen im KISS1-Gen sind mit dem hypogonadotropem Hypogonadismus assoziiert. Dies ist eine Störung, die durch eine fehlende oder unvollständige sexuelle Reifung im Alter von 18 Jahren gekennzeichnet ist, in Verbindung mit niedrigen Spiegeln zirkulierender Gonadotropine und Testosteron und anderen Anomalien der Hypothalamus-Hypophysen-Achse. Nicht-reproduktive Phänotypen wie Anosmie, Gaumenspalte und Innenohrschwerhörigkeit sind bei dieser Form des hypogonadotropen Hypogonadismus eher selten beschrieben. Die Symptomatik ist auf der fehlenden Stimulation der Gonadoliberin-Sekretion (GnRH) und der dadurch ausbleibenden Gonadotropin Freisetzung zurückzuführen, so dass die Einleitung der Pubertät nicht erfolgt. Die Vererbung ist autosomal rezessiv. In der medizinisch wissenschaftlichen Literatur sind mehr als 10 inaktivierende Mutationen beschrieben, die dazu führen, das kein funktionelles Peptid gebildet werden kann.

Das Gen ist Bestandteil der NGS-Panel-Untersuchung Hypogonadotroper Hypogonadismus, Kallmann-Syndrom.